Staatssekretärin Katrin Schütz unternahm eine viertägige Denkmalreise durch die vier Regierungsbezirke des Landes
Letzte Station Freiburg-Neuburg
Staatssekretärin Katrin Schütz startete am 6. September 2016 eine viertägige Denkmalreise durch alle vier Regierungsbezirke des Landes. Ihr Schwerpunkt galt in diesem Jahr dem bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement zum Schutz und der Pflege von Denkmalen.
Schwerpunkt der Denkmalreise für Katrin Schütz war, den ehrenamtlichen Menschen im Land zu Danken und ihnen ihre Wertschätzung für ihre Arbeit und ihren Einsatz entgegenzubringen und ihnen für ihr Engagement zu danken. „So haben auch die nachfolgenden Generationen die Chance, kulturelles Erbe als Geschichte zum Anfassen zu erleben.“
Auf ihrer viertägigen Reise besuchte sie unter anderem das Mausoleum in Weinheim, die Volkssternwarte in Karlsruhe-Rüppurr, die Burgruine Hohenrechberg, die Markthalle in Stuttgart, das Freilichtmuseum Villa Rustica in Hechingen-Stein, die Schlosskirche Haigerloch, eine Güterhalle aus dem Jahr 1873 in St. Georgen und die archäologische Ausgrabung der mittelalterlichen Vorstadt Freiburg-Neuburg.
Archäologische Ausgrabung der mittelalterlichen Vorstadt Freiburg-Neuburg(B. Jenisch LAD)
Auf dem Gelände des ehemaligen Heiliggeiststifts entsteht entlang der Deutschordensstraße eine private Wohnbebauung durch die Treubau Freiburg.
Durch den Neubau eines Pflegeheims und Wohnhäusern im Bereich der so genannten Neuburg, einer Stadterweiterung der mittelalterlichen Stadt Freiburg, werden baubegleitende archäologische Maßnahmen notwendig. Durch den Bau einer Tiefgarage auf dem Grundstück des ehemaligen Pflegeheimes Heiliggeiststift wird die dort zu erwartende archäologische Substanz beseitigt.
Im Baufenster sind auf einer Fläche von über 3000 m² archäologische Relikte der bis in das frühe 13. Jahrhundert zurückreichenden mittelalterlichen Bebauung zu erwarten. Unter anderem befand sich an der Stelle die Kommende des Johanniterordens mit Kirche, Friedhof und Wirtschaftsgebäuden. Historische Abbildungen ließen vermuten, dass insbesondere im nördlichen Bereich des Bauvorhabens eine historische Freifläche lag, die als Ackerland und zum Anbau von Reben genutzt worden ist. Im Süden ist hingegen eine dichte Bebauung entlang einer Straße zu erwarten. Die Baustrukturen der Vorstadt wurden im frühen 17. Jahrhundert niedergelegt und das Gebiet wurde erst wieder ab dem 19. Jahrhundert besiedelt. Im südlichen Bereich der Grabung zeichnet sich ein Straßenkörper ab, an dem sich Häuser reihen, die offenbar im 13. Jahrhundert errichtet worden sind.
Nach Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege werden die Arbeiten plangemäß bis Mitte Oktober abgeschlossen (Sachstand: Juli 2016). Es sind weitere spannende Erkenntnisse zur Freiburger Stadtgeschichte zu erwarten.
In Freiburg hat sich bedingt durch die rege Bautätigkeit im Jahr 2016 ein Schwerpunkt der Archäologischen Denkmalpflege ergeben. Allein fünf Grabungen werden in diesem Jahr, cofinanziert durch Drittmittel der Vorhabensträger, durchgeführt.
Obwohl in Freiburg weit über 300 archäologische Aufschlüsse vorliegen, ist es an der Johanniterstraße erstmals möglich, großflächig das Gebiet einer Vorstadt zu untersuchen. Aufgrund der fehlenden neuzeitlichen Überprägung haben sich die Infrastrukturmaßnahmen aus der Zeit der Erschließung erhalten. Elemente der mittelalterlichen Stadtplanung und Siedlungserschließung werden so fassbar.
Darstellung des Bezugs zum Schwerpunktthema „Bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement bei Schutz und Pflege von Denkmalen“(B. Jenisch LAD)
Durch das Engagement des langjährigen ehrenamtlichen Beauftragten Hans-Jürgen van Akkeren gelang es, diese Baustrukturen zu visualisieren. Herr van Akkeren hat digitale Rekonstruktionszeichnungen der damaligen Anlage und einzelner Gebäude (3 D) in sehr enger Absprache mit dem Grabungsteam und dem zuständigen Gebietskonservator geschaffen.
Rekonstruktion der mittelalterlichen Vorstadt Freiburg-Neuburg um 1350
(© Hans-Jürgen van Akkeren)
Besichtigung der Grabungsstelle
Nach der Begrüßung durch Marianne Haardt, Stiftungsdirektorin konnten sich Staatssekretärin Katrin Schütz, erster Bürgermeister Otto Neideck und die Führungskräfte des Landesamtes für Denkmalpflege, an der Spitze Präsident Professor Dr. Claus Wolf, ein Bild von der Grabungsstelle machen.
Dr. Bertram Jenisch (Gebietskonservator Fachbereich Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit) erläuterte, dass im Dreißigjährigen Krieg die Vorstadt schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und nach der französischen Besetzung, Festungsbaumeister Vauban 1677 die Vorstadt schleifen ließ, um Platz für den Nordteil des Festungsrings zu schaffen. Die Franzosen zogen 1745 aus Freiburg ab und sprengten die gesamten Festungsanlagen. Die Wiederbesiedelung des Gebietes erfolgte erst wieder um 1825. Während den Ausgrabungen konnte festgestellt werden, dass Teile der mittelalterlichen Straßenbebauung im Untergrund erhalten blieben, da durch die Wiederbebauung der Vorstadt im 19. Jahrhundert ein neues Straßennetz angelegt wurde.
Nach der Führung durch die Grabung des Archäologen Andreas Gross (M.A.) und Grabungstechnikerin Inga Willmes stellte Hans-Jürgen van Akkeren seine digitale 3D-Rekonstruktion der damaligen Anlage Neuburg und seine Arbeitsweise vor Ort vor.
Fotos: Johanna van Akkeren