Tennenbach
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Kloster Tennenbach
Film: Hans-Jürgen van Akkeren Link:http://youtu.be/Fuzj1QoOOi0 |
Das ehemalige Kloster Tennenbach befand sich zwischen Sexau und Freiamt im heutigen Landkreis Emmendingen. Von dem ehemaligen Kloster ist bis auf einen Rest, dem Chor der Sichenhauskapelle und einem Gasthaus nichts mehr erhalten.
Aus der Presse...
BZ-Interview Kloster Tennenbach: Die erste Toilette mit WasserspülungBZ-INTERVIEW mit dem Historiker und Denkmalpfleger Bertram Jenisch über die neuesten Erkenntnisse zum Kloster Tennenbach. EMMENDINGEN. Wie alles einmal anfing dazu hält Bertram Jenisch einen Vortrag in der Pfarrei St. Bonifatius, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Jenisch hat sich mit der Archäologie des Klosters Tennenbach befasst, das sozusagen die Grundlage dieser Gemeinde bildet. Sylvia-Karina Jahn sprach mit dem promovierten Historiker, der beim Referat Denkmalpflege des Regierungspräsidiums im Fachbereich Archäologie arbeitet. |
Welche Gewichtigkeit hat das Auftreten des Burkhard von Üsenberg in der Tennenbacher Gründungsurkunde?Von Hans-Jürgen van Akkeren 12/2012.Burkhard von Üsenberg ist zwischen 1161-1203 (1.) in verschiedenen Urkunden in Erscheinung getreten. Im Jahre 1161 finden wir ihn zum ersten Mal als Zeuge in der Gründungsnotiz des Kosters Tennenbach. In der Forschungsarbeit "Das Zisterzienserkloster Tennenbach im mittelalterlichen Breisgau" von Philipp F. Rupf finden wir einen Hinweis (2. S.39), dass Burkhard von Üsenberg die Bezeichnung comes (comes bezieht sich hier auf den Titel Graf) wohl fälschlicherweise nur einmal erhalten hat, und zwar in einer Urkunde des Jahres 1184 (3.). Denn Burkhart von Üsenberg war in der Tat kein Graf gewesen. In dieser genannten Urkunde sind nach den kirchlichen Zeugen, die weltlichen aufgeführt. Als weltlicher zu Erst der Zeuge Berchtoldus dux Burgundie (von Zähringen) und danach sein erschienenes Gefolge. Jeder der erwähnten Gefolgsleute des Herzogs Bertold wurden in der Übersetzung als comes bezeichnet. Aber keiner der fünf Erwähnten von ihnen war je ein Graf gewesen. Dafür gibt es eine einfache Erklärung. In mittelalterlichen Urkunden wird in der Regel die Bezeichnung comes mit dem Titel eines Grafen angesehen, was die Bedeutung des lateinischen Wortes eigentlich ist. Aber in lateinischen Wörterbüchern finden wir für diese Bezeichnung comes auch die Bedeutungen Begleiter oder Gefolgsmann (4.1 und 4.2.). Also ein begleitender Gefolgsmann eines Herzogs oder auch eines Königs in Verwaltungsangelegenheiten. Der Titel comes bedeutete in dieser Urkundenübersetzung von 1184 (J. D. Schöpflin ALSATIA DIPLOMATICA 1772) somit nicht unbedingt, dass der Erwähnte ein Graf war. In diesem Fall von 1184 waren Ludewicus comes de Phirreto, Hermannus comes de Froburg, Wernherus comes de Honberg, Ruodolfus comes de Tierstein und Burcardus comes de Usenburg als begleitende Gefolgsmänner in Anwesenheit ihres Herzogs in Erscheinung getreten. Grafen waren sie trotz alledem nicht. Warum steht dann in dieser Urkunde das Wort comes bei Personen, die nachweislich nie Grafen waren? Entweder handelt es sich um einen Fehler des Urkundenschreibers oder um einen Fehler des Übersetzers. Es ist anzunehmen, dass es sich in diesem Fall um eine bewusste Einfügung des Übersetzers handelt. Schöpflin hat das Wort comes möglicherweise eingefügt, um mit dem in dieser Zeit falschen Wort comes die Gefolgschaft der fünf Genannten zu Bertold von Zähringen deutlich darzustellen. Richtigerweise hätte er Wörter, wie z. B. comites, misteriale oder stipatio verwenden müssen. Auszug aus der Urkunde: Betrachten wir die Inhalte der beiden Urkunden von 1171 und 1183 (5. & 6.), dann könnte man auch hier davon ausgehen, dass der Üsenberger im Gefolge des Zähringer Herzogs stand und als sein Vertreter erschienen ist. Download dieser Seite hier: Kloster Tennenbach |
Jahr | Ereignis |
1158/61 | Gründung des Klosters Tennenach Porta Coeli („Himmelspforte“). (Gründungsnotiz Tennenbacher Güterbuch Spalte 1111) |
Zugehörigkeit: Zisterzienser. | |
1210-26 | Graf Berthold von Urach, ein Enkel des letzten Zähringerherzogs, ist Abt des Klosters Tennenbach und ließ die große romanische Klosterkirche vollenden (7). |
1291 | Das Kloster erhält durch Graf Egon von Fürstenberg-Freiburg das Freiburger Bürgerrecht (7). |
1300 | Um das Jahr 1300 befanden sich in verschiedenen Gemeinden (Freiburg, Breisach, Emmendingen, Endingen, Ettenheim, Kenzingen, Neuenburg und Staufen) Niederlassungen des Klosters (7). |
1310 | Das Kloster erlangt in Villingen das Bürgerrecht (7). |
1368 | Österreich als Rechtsnachfolger der Grafen von Freiburg, wiederrief ( Kaiser Karl IV.) 1368 die Verleihung der Vogtei Tennenbach an den Markgrafen Otto von Hachberg, weil die Vogtei ein Zubehör der Grafschaft Freiburg war. Die Vogtei verblieb jedoch bei den Markgrafen, da sich weder der Kaiser, noch die Habsburger durchsetzten konnten (7). |
1406 | Dem letzten Markgrafen von Hachberg werden 1406 durch König Ruprecht von der Pfalz die Vogteirechte verliehen (7). |
1444 | Das Ende der Blütezeit. 1444 wird das Kloster durch die umherziehenden Armagnaken geplündert (7). |
1525 | Das Kloster wird im Bauernkrieg bis auf die Kirche zerstört. Die Mönche flüchten in die Schweiz und kehren erst nach 30 Jahren wieder zurück (7). |
1632-47 | Die Mönche müssen wieder das Kloster verlassen und flüchten erst nach Freiburg und danach teilweise ins Kloster Friedenweiler auf der Baar und in die Festung Breisach (7). |
1723 | Das Kloster wird bis auf die Kirche durch Brände zerstört. Das Kloster wird nach der Zerstörung wieder aufgebaut (7). |
1782 | Das Kloster sollte durch Absprache zwischen Kaiser Josef II. und dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden aufgelöst werden. Eine Reise des Abtes nach Wien konnte dies jedoch verhindern (7). |
1806 | Das Kloster wird aufgelöst, die Klostergebäude wurden einige Jahre später auf Abbruch versteigert. |
1829 | Die alte Klosterkirche wurde auf Anregung des Großherzogs Ludwig von Baden abgetragen und als evangelische Ludwigskirche in Freiburg in veränderter Form wieder aufgebaut (7). Ludwigskirche siehe Foto unten rechts. |
Kloster Tennenbach, im Hintergrund die Klosterkirche. | Das Foto von 1890 zeigt die Ludwigskirche in Freiburg. Sie wurde am 27.11.1944 gegen 20.05 Uhr durch alleierte Bomber zerstört. |
Text & Foto "Tennenbach heute": Hans-Jürgen van Akkeren 2012
Aquarellierte Federzeichnung "Burg Kürnberg" von Hans-Jürgen van Akkeren.
Quellenangaben:
1. "Kenzingen - Der kurze Weg durch die lange Geschichte" (S. 123), Herausgegeben durch den "Heimat- und Verkehrsverein e.V." Kenzingen, 1989
2. Forschungsarbeit "Das Zisterzienserkloster Tennenbach im mittelalterlichen Breisgau" von Philipp F. Rupf 2004.
3. Die Urkunde von 1184 aus Schöpflin Alsatia Diplomatica 1772, http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=PPN507078470&DMDID=DMDLOG_0009&LOGID=LOG_0009&PHYSID=PHYS_0292
4.1) GEORGES ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch 1879, 7. Auflage Band 1, Seite 1208: comes, der Mitgänger, der Begleiter, einer aus dem Gefolge.
4.2) "Kirchenlateinisches Wörterbuch", Albert Sleumer 1926, S.222, comes: Begleiter, Gefährte, Genosse, 2. pl. das Gefolge, Hofstaat eines Fürsten. 3. als Titel: Graf; comes stabuil: Oberstallmeister.
4.3)"Kirchenlateinisches Wörterbuch", Albert Sleumer 1926, S. 553, novo: 1 erneuern, verändern. 1. novum castrum: new castle, neue burg
5. RI IV,2,3 n. 1938, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1171-09-00_1_0_4_2_3_163_1938 (Abgerufen am 09.11.2012).
Zeugen: Heinrich, Kanzler des kaiserlichen Hofes, Landgraf Ludwig von Thüringen, die Grafen Heinrich von Diez und Theobald von Lechsgemünd, Burggraf Konrad von Nürnberg, Burchard von Üsenberg und Werner von Bolanden
6. RI IV,2,4 n. 2718, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1183-06-25_3_0_4_2_4_139_2718 (Abgerufen am 09.11.2012).
Zeugen: Hermann von Konstanz, Kanzler Gottfried, Bischof Bertram von Metz, die Herzöge Friedrich von Schwaben und Otto von Bayern, die Grafen Ludwig von Pfirt und Hermann von Frohburg, Graf Werner von Homberg und sein Bruder Friedrich und Burchard von Üsenberg
7. Das Tennenbacher Güterbuch, Kohlhammer Verlag Stuttgart 1969. S.453