Burgen im mittelalterlichen Breisgau
Grenzüberschreitende Archäologie auf der Burgruine Rötteln - Lörrach-Haagen (Lö)
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Grenzüberschreitende Archäologie auf der Burgruine Rötteln - Lörrach-Haagen (Lö)
Eine Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG).
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts "Burgen am Oberrhein".
Bertram Jenisch, Andreas Haasis-Berner, Heiko Wagner
Das von der EU (Interreg VI) kofinanzierte Projekt „Burgen am Oberrhein“ hat zum Ziel, Burgen insgesamt besser sichtbar und bekannter zu machen. Dabei sollen sich Bürger und Organisationen, die sich mit den Burgen beschäftigen, kennenlernen und zusammenarbeiten. Das Projekt mit einem Gesamtvolumen von fast 5 Millionen Euro wird von der Europäischen Union durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 2,9 Millionen Euro im Rahmen des Programms Interreg Oberrhein getragen.
Teil des Projekts ist eine vom 22. Mai bis 21. Juli 2023 durchgeführte Grabung auf der Oberburg der Burgruine Rötteln bei Lörrach-Haagen, die als Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG) durchgeführt wurde. Ziel war es, neue Erkenntnisse zu den Anfängen der Burg Rötteln zu gewinnen und diese für eine Wanderausstellung im Dreiländereck aufzubereiten, die später als neue Dauerausstellung Eingang ins Burgmuseum Rötteln finden soll.
Unter örtlicher Leitung von Heiko Wagner wurden die Grabungsteams von ehrenamtlich tätigen Teilnehmern aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland, darunter zahlreiche Mitglieder des Förderkreis Archäologie in Baden, viele davon auch ehrenamtlich Beauftragte der Denkmalpflege, durchgeführt. In Gruppen von maximal acht Personen pro Grabungswoche haben insgesamt 63 Personen an der Grabung teilgenommen und konnten Grundlagen der archäologischen Grabung kennenlernen: aus Deutschland kamen 40 Personen, aus der Schweiz 13 und aus Frankreich zehn. Die Burg Rötteln im Dreiländereck wird so ein weiteres Symbol der guten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Die Burg Rötteln eignet sich in vorbildlicher Weise für ein derartiges, trinationales Projekt, ist doch ihre Geschichte seit 900 Jahren eng mit Basel und der Nordschweiz, aber auch mit Burgund und Frankreich verbunden. Die Herren von Rötteln amtierten als Vögte für die rechtsrheinischen Besitzungen des Basler Klosters St. Alban. Sie stellten im 13. und frühen 14. Jahrhundert sogar drei Bischöfe von Basel. Die jeweiligen Herren der Burg hatten oft großen Einfluss in der Stadt und dort auch Wohnsitze. Im 15. Jahrhundert waren einige Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (die Rötteln geerbt hatten) durch Lehen mit Burgund und Frankreich verbunden. Rudolf IV. amtierte als Diplomat, Rat und Kammerherr unter den Herzögen Philipp dem Guten und Karl dem Kühnen von Burgund. In dieser Zeit war Rötteln auch ein Hort der Kunst und der Gelehrsamkeit.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg 1638 durch Herzog Bernhard von Weimar, dem Heerführer der schwedisch-französischen Truppen eingenommen und dabei wohl beschädigt. Im sogenannten Holländischen Krieg zwischen Habsburgern und Bourbonen brannte die Burg 1678 ab. Die endgültige Zerstörung erfolgte im Jahr 1689. Die zunehmend in Verfall geratene Burg wird seit 1926 durch den Röttelnbund betreut, der auch unsere Grabung unterstützte.
Die Burg Rötteln ist seit dem 19. Jahrhundert vom Schutt befreit und sukzessive saniert worden. Erst seit wenigen Jahrzehnten gehen diese Arbeiten mit einer wissenschaftlichen Dokumentation des Baubestandes einher. Die Ruine zeigt heute zahlreiche Bauten, etliche nur unzureichend erforschte Bauphasen und die Spuren vieler Sanierungen und Rekonstruktionen. Die zeitliche Abfolge und Datierung einiger Bauelemente ist noch nicht geklärt, was auch bei einer Tagung zur Geschichte der Burg im Jahr 2019 festgestellt wurde.
Obwohl die Ruine Rötteln eines der markantesten Denkmale im Dreiländereck am südlichen Oberrhein ist, wurde auf der nach dem Heidelberger Schloss größten Burg Badens bislang noch keine moderne Plangrabung durchgeführt. Unsere Grabung - die erste Forschungsgrabung an einer Burg im Regierungsbezirk Freiburg seit 19 Jahren (!) - soll einige der offenen baugeschichtlichen Fragen beantworten.
Zur Klärung der Befundlage wurde im Februar 2023 durch Harald von der Osten-Woldenburg und Natalie Pickartz eine Bodenradaruntersuchung durchgeführt. Erste, als Baustrukturen zu deutende Anomalien, konnte dabei erkannt werden.
In den sechs Grabungsschnitten an relevanten Stellen der Oberburg sowie bei Geländebegehungen wurde bereits in geringer Tiefe ein überraschend breites Spektrum an Fundmaterial geborgen, das teilweise in das 12. Jahrhundert zurückreicht, in der Hauptmasse jedoch in das Hoch- bis Spätmittelalter datiert.
Zahlreiche, bislang unbekannte hochmittelalterliche Baustrukturen der Oberburg Rötteln traten zutage, die ein neues Licht auf die ursprüngliche Gestalt der Burg werfen.
Die früheste Baustruktur aus dem späten 12. Jahrhundert bildet eine 1,6 m starke, aus dem lokalen Kalkstein errichtete Ringmauer, welche die höchste Stelle des Berges umschloss. Im Süden lag der ältere Bergfried. Offenbar befand sich der Zugang in die ursprüngliche Burg an anderer Stelle als heute. Innerhalb der Ringmauer muss sich ein herrschaftlicher Wohnbau befunden haben, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts niedergelegt worden ist. An seiner Stelle entstand unter anderem ein zweiter, aus der Achse der Vorbebauung gedrehte Bergfried.
Noch sind viele Fragen offen. Man darf jedoch gespannt sein, wie sich die frühe Bauentwicklung der Burg Rötteln nach der Auswertung von Funden und Befunden unserer Grabung in der Zusammenschau mit der baugefügekundlichen Dokumentation des aufgehenden Mauerwerks darstellt. Die Auswertung wird, zusammen mit den Ergebnissen der von unserem französischen Kollegen Jacky Koch parallel dazu durchgeführten Ausgrabungen auf der Oedenburg nahe der Hochkönigsburg, im Jahr 2024 mit einer Ausstellung auf Wanderschaft gehen. Eines kann jedoch schon jetzt festgestellt werden: Für die Grabungsteilnehmer war es eine schöne Zeit mit einer stets guten Stimmung. Neben den lehrreichen Einblicken in archäologische Arbeitsweisen konnten über Grenzen hinweg zahlreiche neue Freundschaften geschlossen werden.
Herzlichen Dank an den Röttelnbund e.V. Haagen für die großartige Unterstützung.
Literatur:
Heiko Wagner, Theiss Burgenführer Oberrhein - 66 Burgen von Basel bis Karlsruhe (Stuttgart 2003), S. 114-117.
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (Hrsg.), Burg Rötteln - Herrschaft zwischen Basel und Frankreich (Neulingen 2020).
Sven Schomann, Haagen (Lörrach, LÖ) Burg Rötteln. In: Alfons Zettler/Thomas Zotz (Hrsg.), Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II Südlicher Teil Halbband A-K (Ostfildern 2009), S. 220-243.
Christian Ottersbach/Heiko Wagner/Jörg Wöllper, Festungen in Baden-Württemberg (Regensburg 2014), S. 185-190.
www.ebidat.de (Burgendatenbank des Europäischen Burgeninstituts der Deutschen Burgenvereinigung)
Fotos:
Luftbild der Burgruine Rötteln bei Lörrach-Haagen im Juli 2023, Hans-Jürgen van Akkeren.
Grabungsschnitt 1 in der Oberburg.
Grabungsschnitt 2 in der Vorburg.
Grabungsschnitt 3 in der Oberburg.
Grabungsschnitt 3 in der Oberburg. Befund: Linker Teil eines Pferdekiefers.
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Musik: "Castle of Dreams" by Alon Ohana.
Sommersemester 2023 | Alemannisches Institut Freiburg i.Br. e.V.
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Sommersemester 2023 | Alemannisches Institut Freiburg i.Br. e.V.
Das Programm für das Sommersemester ist da und wir hoffen, dass wir mit unserer Mischung aus Vorträgen und Exkursionen Ihre Interessen getroffen haben. Es wird einige Vortragsabende mit Schwerpunkten in den Geschichtswissenschaften und – wie gute Tradition im Sommer – viele Exkursionen geben: Der Rhein, Burgen im Elsass und die Innerschweiz sind dabei Themen.
Die Exkursion „Erzbergbau und Waldgeschichte“ schneidet ein Thema an, zu dem Sie in den nächsten Jahren noch mehr bei uns erfahren können. Anlass ist das 1000-jährige Jubiläum einer Urkunde des Salierkaisers Konrad II. von 1028, in der er dem Basler Bischof die Rechte verliehen hat, in einer Reihe an Schwarzwälder Gruben Silberbergbau zu betreiben. Dieses für Südwestdeutschland älteste Dokument zum Silberbergbau wollen wir zum Anlass nehmen, die spannende, aber doch wenig bekannte Bergbaugeschichte des Schwarzwalds weiteren Kreisen bekannt zu machen.
Nutzen Sie auch die Gelegenheit, sich auf ein weiteres Jubiläum vorzubereiten: Die hybride Vortragsreihe unserer Tübinger Außenstelle thematisiert dieses Semester den Bauernkrieg von 1525.
Gerne dürfen Sie das Programm an andere Interessierte weitergeben.
Programm: SemprogrSoSe 2023_Mail.pdf
Alemannisches Institut Freiburg i.Br. e.V.
Bertoldstr. 45
79098 Freiburg
Tel. 0761-15 06 75-70
https://www.alemannisches-institut.de
7. bis 8. Okt. 2023 - Jahrestagung Förderkreis Archäologie Baden e.V.
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Liebe Mitglieder, liebe Interessierte an der badischen Archäologie,
bei unserer Jahrestagung in Mauer und der Exkursion zur "Römerstadt Neuenstadt" sind noch Plätze frei!

Das Programm mit vielen interessanten Vorträgen, z. B. zu den "Schöninger Speeren", und einer Führung durch die neue Sonderausstellung zum "Danuvius guggenmosi" finden Sie auch online:
Zum Programm: https://www.foerderkreis-archaeologie.de/tagungen.html
Besonders hinweisen möchten wir im Rahmen der Tagung auf die
Exkursion "Römerstadt Neuenstadt" am Sonntag, 8. Oktober!
In Neuenstadt am Kocher haben Sie Gelegenheit, eine der spektakulärsten Neuentdeckungen aus der Römerzeit in Deutschland zu besichtigen.
Von Dr. Klaus Kortüm (LAD Esslingen) und Dr. habil. Andrea Faber (Universität Bamberg) werden Sie durch die laufende Grabung geführt.
(Abfahrt mit dem Bus in Mauer: 11:15/11:30 Uhr; gemeinsames Mittagessen in Neuenstadt).
Freilegung eines vermutlichen Kalkofens im Grabungsschnitt bei Gebäude A (Foto: K. Kortüm, LAD)
Melden Sie sich zur Tagung und zur Exkursion am besten möglichst bald online an, denn besonders für die Exkursion ist die Teilnahmezahl begrenzt!
Anmeldung: https://www.foerderkreis-archaeologie.de/anmeldung-zur-jahrestagung-2023.html
Wir hoffen, viele von Ihnen im Herbst in Mauer zu sehen, und wünschen Ihnen bis dahin schöne Sommermonate!
Ihr Team aus der Geschäftsstelle
Förderkreis Archäologie in Baden e.V. • Schiffgasse 10 • 69117 Heidelberg
06221 58-84342 • www.foerderkreis-archaeologie.de
Literatur - Burg und Bergbau im südlichen Schwarzwald der Burg am Birkenberg
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Matthias FröhlichBurg und Bergbau im südlichen SchwarzwaldDie Ausgrabungen in der Burg am Birkenberg (Gde. Bollschweil-St. Ulrich)Archäologie und Geschichte – Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in SüdwestdeutschlandIn vielen Tälern des Südschwarzwaldes finden sich heute meist unzugängliche Stollen und Schächte, die Zeugnis von dem hier im Mittelalter betriebenen Bergbau auf Silber geben. In der älteren Literatur werden diese Reviere oft in Verbindung mit nahe gelegenen Burgen gebracht, in der Annahme, dass die lokalen Bergherren von dort die Gewinnung der Erze und deren Aufbereitung überwacht hätten. Am rund 10 km südlich von Freiburg im Breisgau gelegenen Birkenberg konnten im Rahmen des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts „Burg & Bergbau“ erstmals die Überreste einer Burganlage ergraben werden, bei der sowohl die urkundliche Überlieferung, als auch die archäologischen Zeugnisse einen solchen Zusammenhang sicher belegen. Die Forschungsergebnisse werden mit diesem Band vorgelegt.
Quelle: https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/462 |